April 2019 – Beim Körmeister…
Da stell’n wa uns ma janz dumm… und fragen uns mal, was ist denn eigentlich eine “Biene“. Fast alle würden wohl an der doch eigentlich recht leichten Frage scheitern… Die Anzahl der Bienen ist noch nicht wirklich erfasst, es wird so mit ca. 20.000 verschiedenen Bienenarten weltweit gerechnet, ca. 700 davon sind in Österreich nachgewiesen und 1 davon bringt Honig, im allgemeinen Sprachgebrauch als “Biene” bekannt…. Weltweit wird von nur 9 “Honigbienenarten” ausgegangen, 8 davon sind nur in Asien heimisch und nur unsere Apis Mellifera kommt ausserhalb Asiens vor.
“Unsere Biene” hat sich in ihren Siedlungsgebieten regional doch etwas unterschiedlich entwickelt und damit einige “Unterrassen“. In Österreich ist das Bienenzuchtgesetz ein Landesrecht und gibt in fast allen Bundesländern die Haltung der “Carnica” zwingend vor. So auch hier in Wien. Für einen anerkannten Königinnenzüchter ist es dadurch erforderlich zu seinen Handwerk, seine Zucht zu dokumentieren, prüfen, bewerten. Es dauert drei Jahre mit Untersuchung der Nachkommen verschiedener Jahre um eine “zuchtwürdige Königin” zu definieren. Es geht dabei um die Abschätzung, wie stabil das Erbgut des Volkes ist. Ein Teil dieser Arbeit ist dann auch die reinrassige Abstammung nachzuweisen – meist durch Körung (DNA-Untersuchungen sind da nun doch etwas teuer…)
Die Tage durfte ich dabei sein und habe gelernt, dass ich kein Königinnenzüchter werde 🙂
Zur Unterstützung eines unsere Wiener Zuchtbetriebe – Mr Bien – durfte ich zweimal im April mitarbeiten und es war zeitintensiv und doch auch lehrreich. Danke Hans, für die Einblicke in deine Zucht und die Zeit, die du dabei investiert hast, alles detailliert zu erklären. Der Dank gilt natürlich auch für die leckere Gemüselasagne deiner Frau 🙂
Ein wichtiger Teil und nicht meine Lieblingsarbeit – Flügelschneiden. Hauptmerkmal zur Rassenbestimmung ist der Cubitalindex. Ein Abschnitt des Flügels wird vermessen, also wurde zur Bestimmung von mindestens 50 Bienen ein Flügel geschnitten. Immer von einer Seite und nur den Hauptflügel. Natürlich auch Übungssache – für meine ersten 60 hab ich doch sehr lange gebraucht…
Mindestens 50 Flügel werden zu Auswertung gebraucht, also 5-10 mehr schneiden und kleben, um Fehler beim Bearbeiten aussortieren zu können. Ein Klebestreifen wird mit Klebefläche nach oben auf den Tisch befestigt, mit dem Zahnstocher der Flügel aufgenommen und die Flügel eng und einheitlich aneinandergereiht. Zuchtnummer und Orientierungsgruppen für die Auswertung dabei notiert.
Auswertung und Erfassen der Daten. 10 Flügel hab ich selbst mal versucht. In der Zeit in der ich einen Flügel bestimme, macht Hans locker 10. Naja, wenn ich oft genug bei ihm vorbeikomme, werde ich die Quote locker halbieren… Hans hat ein Microfilmlesegerät und eine Schablone zum Erfassen der Daten. 4 Werte werden genommen – und am Computer erfasst. Hantelindex, Discoidalverschiebung und Cubitalindex werden bestimmt.
Je 4 Daten pro Flügel/Biene werden erfasst – mindestens 50 Bienen. Hans verwendet ‘Andreas Le Claire’ zur Auswertung. Nach Eingabe am PC (Basisdaten der “Zuchtmuttter” und Zahlenreihen der Untersuchung) wird das Ergebnis detailiert dargestellt. Für den Fachmann lesbar, übersichtlich, der Nichtzüchter tut sich da schon etwas schwer… Schon das Verhältnis Hantelindex/Discoidalverschiebung zeigt ob die Werte im ‘Carnicaquadrant‘ liegen.
Wirklich zeitaufwendig und das ist ‘nur’ die Merkmalsuntersuchung und nur ein Teil davon (Körpermerkmale: Panzerzeichen, Filzbindenbreite, Haarlänge und Cubitalindex sind es insgesamt). Ein kleiner Teil der Arbeit um eine Reinzuchtkönigin zu ermitteln, eine Zuchtmutter zu bestimmen. Das Mitarbeiten hier lehrt doch Respekt vor der Arbeit eines Züchters und das die Preise von Zuchtköniginnen, Zuchtmüttern eigentlich doch eher zu niedrig sind. Klar spürt das die meist knappe Imkerkasse wenn eine Königin 50 € oder mehr kostet und mehrere gekauft werden. Es ist gut investiertes Geld. Langfristig gibt das die beste Vorraussetzung für starke, gesunde und auch ertragreiche Völker. Zucht und investieren in die Zucht macht Sinn, auch wenn es kurzfristig mal weh tut…
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