Bienenstaat

In einem Bienenstock (einer Beute) leben mehrere Tausend Arbeiterinnen, mehrere Hundert bis wenige Tausend Drohnen und eine Königin. Eines muss gleich gesagt sein: die Königin ist nicht die Chefin. Sie hält zwar den Bienenstaat durch Abgabe von Pheromonen zusammen und ist das einzige Wesen im Volk, dass durch Eiablage für Nachwuchs und damit für das Fortbestehen des Volkes sorgt, aber sonst hat sie keine „Befehlsgewalt“ oder Steuerungsfunktion. Entscheidungen und Steuerung übernimmt das Volk – der „Bien“ – als Gesamtes. Man spricht von Schwarmintelligenz.
Die Königin legt größtenteils befruchtete Eier, aus denen Arbeiterinnen – weibliche Bienen – entstehen. Aus unbesamten Eiern entstehen Drohnen, die männlichen Bienen. Wieviele Drohnen im Stock aufgezogen werden wird dadurch gesteuert, wieviele größere Brutzellen für Drohnen von den Arbeiterinnen gebaut werden. Die Königin tastet vor der Eiablage die Größe der Zelle ab und legt entsprechend ein befruchtetes oder in die größeren Zellen ein unbefruchtetes Ei.
Die Arbeiterinnen erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben. Die Aufgaben sind altersabhängig und hängen eng mit der körperlichen Entwicklung zusammen. Die Hälfte ihres Lebens vebringt die Biene zu Hause als Stockbiene.
Die erste Arbeit, die die Arbeiterinnen nach dem Schlüpfen verrichten, ist das Säubern der Zellen aus welchen Bienen geschlüpft sind und die Vorbereitung für die neuerliche Eiablage darin, indem sie die Zelle mit einem dünnen Propolisfilm auskleiden.
Ab dem 4. Lebenstag bereitet die Biene die Pollennahrung für die Larven vor.
Ab dem 6.Tag sind die Futtersaftdrüsen im Kopf der Biene voll entwickelt und sie besitzt somit die Fähigkeit, die jüngsten Larven und die Königin mit Futtersaft zu versorgen. Die Aufgabe bis zu ihrem 13. Lebenstag ist daher die einer Ammenbiene.
Mittlerweile sind die 6 Wachsdrüsen am Bauch, aus denen die Biene dünne, durchsichtige Wachsplättchen ausscheidet, einsatzfähig. Die Biene baut nun Waben und verdeckelt die Brut- und Honigwaben. Man bezeichnet die Biene nun als Baubiene.
Vom 17 bis zum 19. Lebenstag kann die Biene als Wächterbiene am Eingang des Bienenstocks fungieren. Während das Gift bei jungen Bienen noch sehr schwach ist, hat es jetzt seine volle Wirkungskraft erreicht. Dafür bilden sich die Futtersaftdrüse und die Wachsdrüsen zurück. Weiters bereiten sich die Bienen jetzt auf ihre Zeit als Flugbiene vor. Sie machen erste Flugversuche vor und oberhalb der Beute, die immer weiter ausfallen, wobei sie sich den Standort ihres Zuhauses genau einprägen.
Erst ab ihrem 21. Lebenstag (bei einer Gesamtlebensdauer und 4-6 Wochen) ist sie ausschließlich Flug- und Sammlerbiene und sammelt Nektar, Pollen, Propolis und Wasser.
Abgesehen von dieser für alle Arbeiterinnen gleichen Aufteilung von Arbeiten, gibt es noch Spezialisierungen unter den Bienen:
Heizerbienen wärmen Brutzellen, indem sie ihren Oberkörper auf den Zelldeckel pressen und durch Körperzittern Wärme (35°C) erzeugen. Da sie dies viel Energie kostet, werden sie von anderen Bienen laufend mit Honig gefüttert.
Ist ein Bienenschwarm ausgezogen und muss ein neues Zuhause finden, ist es die Aufgabe von Spurbienen, geeignete Wohnstätten auszukundschaften und den Schwarm dorthin zu führen.
Die Drohnen, die männlichen Bienen, dienen allein der Begattung von Königinnen. Sie fliegen täglich am frühen Nachmittag zu Drohnensammelplätzen, welche auch von Königinnen auf ihrem Hochzeitsflug aufgesucht werden, um diese zu begatten. Bereits während der Begattung stirbt der Drohn.
Im Sommer wächst das Bienenvolk zu einer Stärke von 50.000 bis 60.000 Bienen heran. Mit abnehmendem Nahrungsangebot nimmt auch die Volksstärke wieder ab. Außerdem werden vor dem Herbst alle Drohnen aus dem Stock geworfen – über den Winter werden sie nicht gebraucht und daher auch nicht durchgefüttert. Es ist erstaunlich, wenn man zusieht, wie eine kleine Arbeiterin eine dicke Drohne aus dem Stock schleppt und über die Kante des Flugbretts stößt.
Im Winter ist das Bienenvolk dann auf 5.000 bis 10.000 Bienen zusammengeschrumpft.