Dezember 2017 – Meisterlich…

Wenn Imker sich im Winter langweilen, kommen sie gerne auf dumme Ideen  🙂

Ganz so langweilig ist es auch im Winter nicht, auch da gibt es viele Arbeiten, die zu erledigen sind – Materialarbeiten/Instandsetzungen werden oft dann erledigt, wenn am Bienenstand weniger zu tun ist. Und – auch das drängt sich natürlich auf – Ausbildungen/Weiterbildungen sind meist außerhalb der Saison, in der eh schon genug Zeit gebunden ist. Größere Ausbildungen finden zeitlich oft von Oktober-Februar in Blöcken statt. Die Bienenwirtschaft ist einer von 15 Ausbildungsberufen der österreichischen Landwirtschaft. In der Imkerei ist es erst die ‘Lehrlingsausbildung’ die oft im 2. Bildungsweg als ‘Facharbeiterausbildung Bienenwirtschaft‘ in einigen Bundesländern möglich ist. Die danach folgende und höchste Ausbildungsstufe dann der Imkermeister. Der Aufbau aller Landwirtschaftlichen Meisterkurse ist gleich modular gestaltet:

Dabei sind die Allgemeinen Module für alle Landwirtschaftsmeister gleich:

  • A1: Grundlagen Betriebs/Unternehmensführung
  • A2: Recht und Agrarpolitik
  • A3: Ausbilderlehrgang

Berufsspezifisch ist der Schwerpunkt die Königinnenzucht – und da geht es sehr detailliert in die Genetik:

  • Grundlagen der Genetik
  • Gentechnik
  • Zuchtplanung
  • Zuchtwertschätzung
  • Leistungsprüfung
  • Aufzuchtmethoden

Bienenkrankheiten (Bienengesundheit, Bienenschutz und Pflanzenschutz), sowie die Bienenprodukte (Pollen- und Honiganalyse, Honig- und Metsensorik) sind weitere Schwerpunkte des berufsspezifischen Ausbildungsteils. Und – Berufs, aber vertieft ‘Betriebsspezifisch’ – Betriebs und Unternehmensführung. Die eigene Imkerei wird hier wirtschaftlich bewertet.

Begleitend über die 3 Jahre – die Meisterarbeit – Ein wesentlicher Teil der Meisterprüfung, die eine sinnvolle Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis sein muss. Betriebswirtschaftliche Aspekte sind hier ein wichtiger Bestandteil. Oft in der Praxis mit einem Thema aus der eigenen Imkerei verbunden. Kann auch ein Zukunftsszenario sein, ein Projekt für die eigene  Imkerei, das untersucht, wirtschaftlich bewertet und dessen Umsetzung geplant und entschieden wird. Ich hab schon länger versucht ein für mich passendes Thema zu finden – aktuell hab ich noch keines und hoffe noch auf eine weihnachtliche Eingebung…   🙂

Es ist die höchste Ausbildungsstufe der Imkerei – Zeit und Kostenintensiv. Viele Wochen die Schulbank für theoretischen Unterricht drücken. Etliche Wochen Praxisunterricht von den Imkermeistern der Schule. Eine zeitaufwendige Meisterarbeit die begleitend über 3 Jahre verfeinert und vertieft wird. Zwischenprüfungen in den einzelnen Modulen und Abschlussprüfung in Theorie und Praxis. Dazu gibt es zwischen den Ausbildungsphasen vor Ort in der Imkerschule durchaus Lerneinheiten zuhause zur Vorbereitung eines Schulblocks oder Vertiefungen nach einem Schulblock.

Die Meisterausbildung…

bietet
… fachliche Weiterbildung auf Meisterniveau
… Stärkung der unternehmerischen Kompetenz
… intensive Beschäftigung mit dem eigenen Betrieb und dessen Potenzialen
… bessere Beschäftigungsmöglichkeiten und einen höheren Meisterlohn bei unselbstständiger Tätigkeit
befähigt
… zur erfolgreichen Betriebsführung
… zum zukunftsorientierten Handeln im Einklang mit Betrieb und Familie
… zur Führungskraft in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben …
berechtigt
… zur Ausbildung von Lehrlingen
… zum Ersatz der gewerblichen Unternehmerprüfung und des Fachbereichs bei der Berufsreifeprüfung
… zum Bezug des Meisterbonus bei der Existenzgründungsbeihilfe
… zum Bezug des Meisterlohnes bei unselbstständiger Tätigkeit
 
Braucht eine kleine Imkerei sowas? Nun ja, brauchen… Nicht zu unterschätzen ist die vertiefte, fachliche Weiterbildung auf aktuellem Niveau. Den detaillierten Austausch zwischen erfahrenen, aktiven Kollegen über drei Jahre. Die Erweiterung der fachlichen Perspektive durch Betriebswirtschaftliche Komponenten. Das Auseinandersetzen mit der eigenen Imkerei auf zukünftige Entwicklungen, Vergrößerungen. Es ist anstrengend und intensiv, es öffnet aber das eigene Umfeld für Verbesserungen und Wachstum. Also ja, es ist alles Wert was es an Zeit und Geld kostet.
 
Und, ein wichtiger Punkt der mit zur Entscheidung für so ein doch großes Ziel beiträgt: Es gibt wenig Möglichkeiten an so einer Ausbildung teilzunehmen. In Niederösterreich (Warth) wird ein Meisterkurs nur alle drei Jahre abgehalten. Manche Bundesländer bieten diese Ausbildung gar nicht an und wenn, auch nur alle 3-5 Jahre. Also auf gehts für 3 Jahre nach Warth…   🙂

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